Die Verpfändung Egers im Jahre 1322
an Johann von Luxemburg
König von Böhmen (1310 - 1346)

Heinrich von Kärnten, König von Böhmen 1307 - 1310, verheiratet mit Anna, der Tochter Wenzels II. (König von Böhmen 1283 - 1305), konnte gegen die Opposition sein Königtum in Böhmen nicht durchsetzen, auf das er wegen des frühen Todes seines Schwagers Wenzels III., böhmischer König 1305 - 1306, rechtlich Anspruch hatte. Seine Hauptgegner wurden angeführt von den Äbten der einflußreichsten Zisterzienserklöster: Konrad von Königssaal und Heidenreich von Sedletz; diese favorisierten Johann von Luxemburg, den Ehemann von Elisabeth, der zweiten Tochter Wenzels II.; Johann war Sohn Heinrich VII., König - und später Kaiser - des Heiligen Römischen Reiches. Am 31. August 1310 heirateten in Speyer die 18jährige Elisabeth und der 14jährige Johann, der anschließend von seinem Vater Heinrich VII. mit der Krone Böhmens belehnt wurde; die Krönung fand ein Jahr später statt. Nach dem Tode Kaiser Heinrich VII. 1314 standen als Nachfolger zur engeren Wahl der Habsburger Herzog Friedrich der Schöne, der Wittelsbacher Ludwig von Oberbayern und Johann von Luxemburg; letzterer verzichtete zugunsten von Ludwig von Oberbayern, der für dessen Unterstützung - Kurstimme - u. a. die Verpfändung von Eger, Floß und Parkstein versprach. Allerdings kam es zu einer Doppelwahl, denn das Mehrheitsprinzip war zu der Zeit noch nicht eingeführt und militärische Auseinandersetzungen folgten. Eingelöst wurde das Verpfändungs-Versprechen allerdings erst im Jahre 1322 nach der Schlacht bei Mühldorf, bei der das Heer Ludwigs dasjenige Friedrichs endgültig schlagen konnte und dieser seine Ambitionen aufgab.

König Johann nahm 1322 das Pfandgut - von Ludwig dem Bayer - in Besitz und bestätigte am 23. Oktober folgendes (von den Egerern "Verfassungsurkunde" genannt):

"Wir Johans von gotes genaden chunig ze Behem und ze Polan und graffe zu Luczemburch verichen (geloben, bekennen) und tun chunt allen den, di disen briff sehen und horen lesen, daz wir den bescheiden luten, den burgern von Eger, darumbe, daz sie sich gutlich nach dem gebot und dem geheizze unsers durchluchtiges Herren, Hern Ludwiges, chunig von Rome, ze allen ziten merer des riches, und zu uns gekart (gewendet) haben mit der stat zu Eger, und uns gehuldet haben und gelobent, holt und trewe zu wesen (sein), als irem rechtn Herrn, gelobe wir in (ihnen), (1) stett zu halten alle die rechte, die sie von romischen keysern und romischen chunigen biz her bracht haben und in redlichen von in verlihen sint. (2) Ez ist auch unser wille, daz allez daz, daz iczund bei dem gerichte ist, da bei belibe, nicht von uns dar abe ze nemen. (3) Wir geloben auch, daz wir cheinen Bern (königliche Steuer) noch lantstüwer (Landsteuer) von dem lande nemen wollen. (4) Wir wellen auch, daz die vorgenanten burger von Eger mit cheinem (keinem) chamerer von Behem, schullen ze schaffen haben, sunder mit uns und mit unserm houptman oder richter, den wir in geben. (5) Wir tun in ouch die genade, daz die juden ze Eger mit der stat uns dienen sullen. (6) Darnach geloben wir, daz wir sie nieman(d) furbaz verseczen wellen und verlihen in auch von sundern genaden (7), daz sie czolles und ungeldes ledig und vrei sullen varen (fahren) in allen unsern gebieten und des selbes czolles und ungeldes sullen alle unser burger und alle unser leute von allen unsern landen da zu Eger auch vrei und ledig sein. Dar uber geben wir in disen brif mit unserm insigel versigelt. Der ist gegeben ze Prag, des sunabendes vor sand Simon Judas tak, do man zalt von Christes geburt dreuzehenhundert jare, darnach in dem zwei und zwanzigsten jare, unser riche in dem zwelften jare."

Übertragung in das heutige Deutsch:

Wir, Johann, von Gottes Gnaden König von Böhmen und Polen und Graf von Luxemburg, geloben und geben allen bekannt, die diese Urkunde sehen und vorgelesen bekommen, daß wir den verständigen Menschen, den Bürgern von Eger, deswegen, daß sie sich willig nach dem Auftrag und Befehl unseres durchlauchtigsten Gebieters, Herrn Ludwig, König von Rom, zu allen Zeiten Förderer des Reiches, sich zu uns gewendet haben mit der Stadt Eger, uns gehuldigt und versprochen haben, dienstbar und treu zu sein, als ihren rechtmäßigen Herren, versprechen wir ihnen, (1.) immer alle die Rechte zu beachten, die ihnen von römischen Kaisern und römischen Königen verliehen worden sind. (2) Es ist auch unser Wille, daß alle Rechte, die das Gericht hat, bei diesem verbleiben und nichts von uns übernommen wird. (3) Wir versprechen auch, daß wir weder eine königliche Steuer noch eine Landsteuer von dem Land verlangen wollen. (4) Wir wollen auch, daß die Bürger von Eger mit keinem Kämmerer von Böhmen zu tun haben sollen, sondern nur mit uns und mit unserem Hauptmann oder Richter, der von uns beauftragt wird. (5) Wir stimmen auch gnädig zu, daß die Juden in Eger uns gemeinsam mit der Stadt dienen sollen. (6) Dann versprechen wir noch, daß wir sie in Zukunft niemand weiter verpfänden wollen und überlassen noch die besondere Gnade, (7) daß sie (die Bürger von Eger) in allen unseren Gebieten keinen Zoll und kein Ungeld bezahlen brauchen und frei reisen können, ebenso sollen unsere Leute aus allen unseren Ländern auch in Eger davon befreit sein. Darüber geben wir diese Urkunde, die mit unserem Siegel versehen ist. Diese ist in Prag ausgestellt worden am Sonnabend vor dem Tag des Simon Judas, dreizehnhundert Jahre und zweiundzwanzig nach der Geburt von Christus , im zwölften Jahr unseres Regierungszeit.