— ◊ —

Der Ruf des Egerländer Heimatdichters

Friedrich Dorschner

drang frühzeitig über die Grenzen der engeren Heimat hinaus. So fand er auch Eingang in Brümmers um 1900 weitverbreitetes "Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten", Reclam in Leipzig, 8. Band, Seite 173:

Dorschner Friedrich, geb. am 18. April 1882 in Wöhr, einem Gebirgsdorfe im Bezirk Falkenau (Böhmen) als Sohn armer Kleinhäusler, besuchte bis zum 13. Jahre die Dorfschule und danach, als sein Vater zu Tal zog und Bergarbeiter geworden war, noch ein Jahr lang die Bürgerschule in Falkenau. Dann hieß es, sein Brot als Hirtenjunge, als Fabrikarbeiter und mit 16 Jahren im Bergbau selbst zu verdienen und zur Unterstützung seiner Eltern Geschwister mitzuwirken. Kein Wunder, daß diese Zeit des Elends ihn in das Lager der Sozialdemokraten trieb und daß er schon damals durch declamatorische Vorträge und Festreden deren Ideen zu verbreiten bestrebt war. Sein Versuch, sich anderswo eine neue und bessere Heimat zu suchen, mißlang; enttäuscht kehrte er zu den Seinen zurück und nahm den Kampf mit dem Leben von neuem auf, dann gelang es ihm, als Beamter eine Stellung zu finden und so lebt er jetzt als Angestellter bei einem Rechtsanwalt in Falkenau.

— ◊ —

Nachruf

zum Tode Friedrich Dorschners:

Am 2.7.1958 verschied in Sondershausen-Stockhausen, Friedrich-Ebert-Straße 4, Thüringen, DDR, der ehemalige Krankenkassenbeamte, Herr Friedrich Dorschner aus Wildstein Nr. 215 ganz unerwartet an den Folgen eines Herzschlages, im 77. Lebensjahr und wurde am 5.7. in Stockhausen unter Anteilnahme der gesamten Bevölkerung beerdigt. Am 2.3.1958 konnte der Verstorbene sein goldenes Ehejubiläum und am 18.4.1958 seinen 76. Geburtstag im Kreise seiner Familie mit mehreren Enkeln und Urenkeln in bester geistiger und körperlichen Verfassung feiern.

Die Wiege Friedrich Dorschners stand im Kaiserwalddorf Wöhr b. Schönficht, seine Verehelichung mit Frau Maria, geb. Zährl, vor 50 Jahren führte ihn nach Wildstein, wo er ansässig blieb und wo er seine zweite Heimat gefunden hatte. Im eigenen Haus Nr. 215 lebte er dort mit seiner Familie bis zur Vertreibung. Der Verstorbene erfreute sich in seiner Heimatgemeinde größter Beliebtheit und Wertschätzung, sein zurückhaltendes, bescheidenes Wesen, gepaart mit achtungsgebietendem Wissens- und Bildungsdrang trug ihm nur Freunde ein. Als Heimatdichter hat sich Friedrich Dorschner einen Namen gemacht und sein reiches schöngeistiges Schaffen fand Niederschlag in zahlreichen Gedichten, Aufsätzen, Aphorismen und zeitgenössischen Aufsätzen, fand Anerkennung und Beachtung in literarischen Kreisen, so in "Brümmers Lexikon Deutscher Dichter und Prosaisten" Bd. 8, Reclam-Verlag Leipzig, und durch Josef Wolf, Lektor des sudetendeutschen Verlages Franz Kraus in Reichenberg, im November 1922. Letzterer schrieb: "Friedrich Dorschners Lyrik steht in ihrem Gesamtcharakter weit über vielem, was uns der sudetendeutsche Büchermarkt der letzten Jahre an gereimter Poesie bescherte. Der Verfasser geht nicht die modernen Bahnen irgendeiner literarischen Clique in seiner Stimmungs-Lyrik und nicht die Wege einer nationalen Partei in seinen politischen Liedern. Dorschne ist ein Eigenwilliger, ein in sich fest geschlossener dichterischer Gestalter, dessen Kunst ein offener Blick für die Erscheinungen des Lebens, Menschenkenntnis, Erfahrungen und wohl auch viel Leid zu teifen, ergreifenden Schöpfungen klarer Stimmungslyrik gereift hat. Seine Sprache ist schlicht, ungekünstelt und trägt in ihrem innersten Wesen die Züge der Wehmut, des Verzichtes und der Selbstbescheidung ohne sentimentalen Mißklang."